AC/DC – Black Ice

Allzu hoch waren meine Erwartungen, als ich die Frucht meiner Sehnsüchte das erste Mal in meinen Händen hielt. Doch so hoch auch meine Erwartungen, so hoch auch die Befriedigung beim Hören, denn diese Riffs wurden Angus wieder mal von Gott höchstpersönlich diktiert, und wieder mal verleiht der Allmächtige Brian eine göttliche Stimme.

Schon der erste Track – die schon vorher veröffentlichte Single „Rock N‘ Roll Train“ beweist, dass AC/DC immer noch die größten des wahren Rock sind, denn besagter Track kann genauso gut als lange vermisster Bruder des wahrscheinlich stärksten Songs der Band, Highway to Hell (1979) angesehen werden.

Dann „Skies on Fire“. So einen Track hat es in AC/DC’s Geschichte noch nicht gegeben. Hier überrascht die Band mit ungewohnter Songstruktur: Ein luftiger Riff eröffnet das Spiel und lebt sich in unglaublich guter Koexistenz mit Brian Johnson’s bluesigem Gesang aus, der zum letzten Mal in den 80’ern so gesungen hat.

Weiter geht’s mit „Big Jack“. Einer der aggressiveren Tracks im Album, zugleich aber auch einer der jenen, die vielleicht am meisten überzeugen. Ein zum Mitrufen einladender Refrain stellt den Höhepunkt des Songs dar.

Nach dem gewohnten Liedende nach bester AC/DC-Manier bleibt einem nur mehr das Zurücklehnen und Genießen – denn hier kommt „Anything Goes“, die Zwillingsschwester von „You Shook Me All Night Long“. Der liebliche Riff versetzt einen in Nostalgiegefühle, sodass man sich die Achtziger zurückwünscht. Der Track ist im Gegensatz zu anderen komplett mit solider Gitarrenarbeit unterlegt, und Brians Gesang verleiht dem Song noch den letzten Schliff.

Kaum Zeit aufzuatmen, so folgt auch einer der Spätzünder im Album. Der Song wird mit jedem Mal hören besser, um sich irgendwann zu den besten Tracks im Album hochzuarbeiten. Alles, was man sich unter dem Titel „War Machine“ auch vorstellen kann, wird vom Track gehalten.

Smash N‘ Grab“ dann ist sicherlich einer der nachlässigen Tracks im Album, was sehr schade ist. Ein wenig mehr Tempo, und man könnte ihn getrost zu den Klassikern der Band zählen, denn was die Band hier an Riffs und Gesang anliefert, ist schwer beeindruckend.

Mit „Spoilin‘ for a Fight“ geht’s dann in gewohnter Manier weiter. Interessanter Track, doch leider nichts Herausstechendes im ganzen „Black Ice“ – Riffhaufen.

Wheels“ besticht wieder mal mit einem Mitruf-Refrain, doch auch dieser Track geht ein wenig unter.

Es folgt „Decibel“, der bei mir zwar nie wirklich Beachtung gefunden hat, trotzdem von vielen Angus-Jüngern ausgiebig gefeiert wird. Hier bilde sich bitte jeder selbst eine Meinung, denn hier fehlt mir leider einfach die nötige Objektivität. Für mich hätten der Song gerne ein kleines bisschen schneller und der Refrain mit geilen Groupshouts versehen werden können. Was solls, geiles Lied.

Nun „Stormy May Day“. Da kommt Angus doch glatt mit einer geilen Slidegitarre daher! Dies ist ganz gewiss einer meiner Lieblingssongs im Album. Der Refrain „May day, May day, stormy May day“ ist unbestreitbar mitreißend, und wieder mal leistet Brian gewohnt ausgezeichnete Arbeit.

Ich weiß nicht, ob sich jemand schon mal getraut hat, alle AC/DC-Titel zu zählen, in denen „Rock N‘ Roll“ vorkommt, jedenfalls sollten sie spätestens mit „She Likes Rock N‘ Roll“ aufhören. Sehr schöner Titel, mehr gibt nicht zu sagen. Alles was bleibt ist, einfach die pure Essenz des wahren Hard Rocks auszukosten.

Ein geniales Lied erscheint dann wieder mit „Money Made“, Mitrufrefrain, überzeugende Gitarrenarbeit, unglaublich frischer, bluesiger Gesang von Brian. Geil, geil, geil.

O mein Gott – was zum Teufel ist „Rock N‘ Roll Dream“? Es wird doch nicht die erste Ballade der australischen Rocker sein? Nicht allzu weit gefehlt, aber immer noch daneben. Anfangs noch sehr ruhig, geht’s erst nach einer gewissen Zeit richtig los. Sehr überraschend!

Rocking All the Way“ ist meiner Meinung nach, nach all den Überraschungen und Höhepunkten, ein etwas fader Song. Anderswo wär er sicher super zur Geltung gekommen, aber in diesem Hitalbum wird er wahrscheinlich immer einer der Schwachen bleiben.

Gleich ist es geschafft, denn jetzt schließen Brian, Angus, Malcolm, Cliff und Phil mit einem der wahrscheinlich aggressivsten Tracks ihrer gesamten Diskografie ab. Vorhänge auf für „Black Ice“. AC/DC tötet. Wieder mal.

Insgesamt ist AC/DC ein geniales Album gelungen – so eine Hitdichte, die hier bei knapp 95% liegt, wurde seit 1980, mit dem legendären „Back in Black“ nie mehr erreicht. Alle Fans werden erleichtert aufatmen und das Album bis zum Pupillenstillstand feiern, Kritiker werden ein für allemal verstummen, denn was die Jungs hier abliefern, ist unglaublich. In nahezu jedem Song lässt sich ein kurzes, knackiges Angus-Solo finden – trotzdem darf man nie Malcolm vergessen, der sich im Hintergrund mit der Rhythmusgitarre die Seele aus dem Leib rockt. Einzige Kritikpunkte sind die manchmal ein bisschen leeren Songs, bei denen der Gesang bloß mit Bass unterlegt wird und die Gitarre nur zum Refrain einsetzt, sowie die erdrückende Intensität dieses 15-Song-starken Albums. Die Produktion ist wieder einmal super gelungen, und Brian singt sich wieder mal die Eier ab.

Die mächtigen AC/DC sind wieder zurück, um die stärkste Religion der Welt zu zelebrieren – es lebe der Rock N‘ Roll!

Um vorerst mal davor zu bewahren, dass mich die Euphorie blind gemacht hat, vergebe ich „nur“ 9/10 Punkten.

~ von verdammtlaut - Oktober 19, 2008.

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